Cage's TWO 4 ist keine Komposition im klassischen Sinne, sondern eine radikale Hörstudie zwischen sphärischen Klang und Stille; und auch Toshio Hosokawas "In die Tiefe der Zeit" (1994) tastet sich durch die Klänge an der Grenze des musikalischen Kosmos. Hussong und Berger bewältigen die klanglich-dynamische Extremsituation vorbildlich.
Der japanische Komponist Toshio Hosokawa bezeichnet seine Musik als Kalligrafie durch Töne in Raum und Zeit - Töne die aus der Welt des Schweigens stammen und auch wieder dahin zurückkehren. Seine Komposition "In die Tiefe der Zeit" versteht er als eine mythische Klang-Landschaft. Sein Komponieren wird damit zur topografischen Erschließung einer Wirklichkeit, die jenseits der Alltagswirklichkeit liegt: Den traditionellen japanischen Wegen (dô), das Selbst zu entdecken, fügt Hosokawa so einen weiteren Weg hinzu: den "Weg der Musik". Auch John Cage hatte sich früh dazu entschlossen, den "Weg der Musik" zu gehen, und sich ausführlich mit nicht-westlichen Denksystemen und Lebensweisen auseinander gesetzt. Die Sorgfalt, die die Interpreten in "Two4" auf die Gestaltung der Einzelklänge zu verwenden haben, und die Organisation der Stücke in "time brackets" - Zeitklammern, die jeweils den zeitlichen Rahmen für den Eintritt und das Ende eines Klangereignisses setzen - erinnern an die zwei Prinzipien, die der japanische Gesang kennt: "kobushi", die Kunst, einen Ton zu gestalten, sobald er zu klingen begonnen hat, und "ma", die Zeit, die man abwartet, bevor man mit einem Ton oder einer als Einheit empfundenen Tongruppe ansetzt.