f-fragments

1. F-fragments, for accordion & piano: Twin Leaves
2. F-fragments, for accordion & piano: Speedy
3. F-fragments, for accordion & piano: Noise
4. F-fragments, for accordion & piano: Fall Time Blues
5. F-fragments, for accordion & piano: Vertical
6. F-fragments, for accordion & piano: Points
7. F-fragments, for accordion & piano: Pray for 15.861? + 2.939?
8. F-fragments, for accordion & piano: Alert
9. F-fragments, for accordion & piano: Bone
10. F-fragments, for accordion & piano: Try to Fly
11. F-fragments, for accordion & piano: (no title)
12. Book 1, for accordion: Detour
13. Book 1, for accordion: Sprinkled Efforts
14. Book 1, for accordion: Anticipation
15. Book 1, for accordion: Hen-pu
16. Nach Bach, for piano: 15: Hommage a Yumiko Meguri
17. Nach Bach, for piano: 6: Hommage a Le Corbusier
18. Nach Bach, for piano: 9: Hommage a Michio Mamiya
19. Nach Bach, for piano: 10: Hommage a Mikari
20. Nach Bach, for piano: 18: Hommage a Akira Miyoshi
21. Nach Bach, for piano: 21: Hommage a Brian Ferneyhough
22. Nach Bach, for piano: 12: Hommage a Stefan Hussong

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about album

  • yumiko meguri: piano
  • stefan hussong: accordion
musicians: stefan hussong, yumiko meguri
label: wergo
release date: 2014
genre: contemporary
composer: keiko harada

Album Reviews

Die japanische Komponistin Keiko Harada „ist eine Seltenheit unter den modernen Komponisten, insofern als sie das große ‚Mysterium‘, die Regung ihrer eige­nen Seele, als Quelle ihrer Kreativität akzeptiert. Es scheint, als ob ihr Gehör den Klang wahrnehmen kann, in dem ein Blatt lebt, den Klang, den ein Wassertrop­fen an das Universum aussendet. Eine rätselhafte Kraft ist hier am Werk, eine Kraft, die zuhört und imaginiert, Eindrücke in konkrete Formen gießt, sie zu Noten­schrift verarbeitet und Musiker dazu bringt, Noten zu spielen, von denen sie geschworen haben, dass sie un­spielbar seien.“ (Ayumu Yasutomi) „F-fragments“ für Akkordeon und Klavier wurde 2012 komponiert, gerade als in Japan der dritte schwere Zwischenfall radioaktiver Verseuchung seinen Lauf nahm. Die Kompo­sition, entstanden während der schlimmsten Krise in Nachkriegsjapan, macht diese Span­nung zwischen der Energie des menschlichen Körpers und der ihn zerstörenden Radioak­tivität und Schikane zu seinem Motiv. „Book I“ ist die ambitionierte Umsetzung eines kompositorischen Konzepts, für das die innere Verfassung des Interpreten im Moment des Spielens komponiert wird. Jeder der vier Sätze hat einen anderen Charakter und jeder verlangt, dass der Interpret ebenfalls einen jeweils anderen Charakter annimmt. Der Interpret muss hierfür seine ganze Technik aufwenden und seine fünf Sinne ganz öffnen. 24 Stücke bilden Haradas Werk „Nach Bach“, das Bezug auf Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Clavier“ nimmt. Jedes der Stücke nimmt die Musik von Bach so, wie sie aus der Tiefe aufsteigt, und webt sie in einen leuchtenden Teppich. Wie ein strahlen­der Körper scherzt, lacht und betet der Klang, der sich vom Klavier ergießt, und kehrt schließlich zu seiner Quelle, dem Kosmos, zurück. Die vorliegende CD präsentiert sieben ausgewählte Stücke dieser Komposition.

WERGO

Lohnenswerte Annäherung: Eine neue CD von Wergo stellt drei Werke der japanischen Komponistin Keiko Harada vor. Es lohnt sich, anhand dieser Produktion aus dem Hause Wergo eine Annäherung an die Musik der 1968 geborenen Japanerin Keiko Harada zu versuchen. Dass man dabei allerlei Ungewöhnliches erleben kann, lässt sich bereits dem Bookletbeitrag von Ayumu Yasutomi entnehmen: Sympathisch ist das Eingeständnis des Autors, er habe ‚noch nie zuvor derartige Musik gehört’ und sei daher ‚ziemlich ratlos’ gewesen, als er gebeten wurde, einen Text zu schreiben. Konsequenterweise vollzieht sich seine Auseinandersetzung in einer allmählichen Umkreisung des Gegenstands, womit sie dem Vorgang der erstmaligen hörenden Annäherung an Haradas Werke gleicht. Mit ihrem ausgewogenen und technisch klar eingefangenen Zusammenspiel sorgen Yumiko Meguri (Klavier) und Stefan Hussong (Akkordeon) für eine konzentrierte Wiedergabe der Komposition ‘F-fragments’ (2012). Die elf aphoristischen Abschnitte wirken stellenweise streng, aber nicht abweisend, die Klänge der beiden Instrumente sind in ihrem Aufeinandertreffen genau kalkuliert. Überraschend ist die Vielfalt an klanglichen Situationen, die Harada daraus gewinnt. Manchmal herrscht der Vorwärtsdrang gestisch ausformulierter Passagen vor, die sich beim Miteinander beider Partner ständig miteinander verschränken (Nr. 2), dann wiederum werden geräuschhafte und perkussive Laute in die instrumentalen Texturen einbezogen (Nr. 3) oder unterschiedliche Klangschichtungen ineinander geschoben (Nr. 10). Jeder einzelne Aphorismus führt den Hörer in eine andere Welt: Die Arbeit mit wechselnden Atmosphären ist ganz bewusst gestaltet und steckt voller feinster Details. Dabei lässt sich das Paradoxon erleben, dass man gerade dort, wo die musikalischen Aktionen auf ein Minimum beschränkt sind und auf einfachen Aktionen beruhen – einem tonlosen Klopfen der Dämpfung auf den Klaviersaiten, einem lang gehaltenen und ganz allmählich absackenden Akkordeonton, einfachen Repetitionen – den größten Detailreichtum wahrzunehmen beginnt. Der ausgewogene Eindruck der CD resultiert daraus, dass dem knapp die Hälfte der Spielzeit einnehmenden Duo zwei solistische Kompositionen gegenüberstehen. ‘Book I’ für Akkordeon (2010), bestehend aus vier einzelnen, von Hussong bestechend fein gestalteten Stücken, funktioniert ganz ähnlich wie ‘F-fragments’: Momente wie das spielerische polyphone Geflecht aus unterschiedlichen melodischen und akkordischen Schichten (Nr. 1), Sprünge zwischen Registerlagen in Kombination mit vorsprachlichen Stimmartikulationen (Nr. 2) oder lang gezogene Klänge (Nr. 3) dienen jeweils als Ausgangspunkte für ganz unterschiedliche musikalische Charaktere, fügen sich aber doch auf einer höheren Ebene zu einer schlüssigen Gesamtgestalt. Mit einer Auswahl von sieben Stücke aus ‘Nach Bach’ für Klavier solo (2004) schließt sich der Kreis: Meguris Klavierspiel, feingliedrig und weich im Anschlag, wird zur Bühne für die Herausarbeitung feiner melodischer Details, polyphoner Gedanken, rhythmischer Verschiebungen oder akkordisch artikulierter Farbverläufe, was – auch aufgrund der Hommage an die europäische Kunstmusiktradition – so manche Überraschung mit sich bringt. Dass die Produktion in höchstem Maße gelungen ist, liegt auch an dem hervorragend editierten Booklet, das neben dem eingangs erwähnten Essay von Ayumu Yasutomi noch weitere Beiträge enthält. In ihnen kommt die Komponistin selbst in ausgedehnten Kommentaren zu den drei präsentierten Werken zu Wort, was den Leser mit dem gedanklichen Beziehungsreichtum der einzelnen Stücke vertraut macht. Darüber hinaus bietet das Label auch den Download eines Gesprächs zwischen Harada und ihren Interpreten an und ermöglicht damit einen sehr aufschlussreichen Einblick in das Verhältnis zwischen Komponieren und Aufführungspraxis, der auch den Reaktionen der Musiker auf die Stücke und den besonderen interpretatorischen Ansprüchen der Musik gerecht wird.

Kritik von Prof. Dr. Stefan Drees, 15.09.2014