Renommierte Künstler beeindrucken bei pro arte an Akkordeon, Cello und Klavier
Remchingen. Selten sind klassische Musiker mit solch ungebremst-hitzigem Temperament zu erleben wie der Akkordeonist Stefan Hussong, die Pianistin Viviane Taliberti und der Cellist Matias de Oliveira Pinto. Beim pro-arte-Konzert in der Aula des Gymnasiums Singen, das den Titel „Akkorde On“ trägt, entfacht das Trio ein glühendes Klangfeuer.
Die Besonderheit liegt zudem in der Besetzung. Wann ist ein Akkordeon in solchen Formationen zu hören? Die ungewöhnlichen Klangfarben machen den Reiz des überwältigenden Konzertes aus. Zumal ein Künstler am Zug ist, der das Akkordeon mit zupackender Leidenschaft spielt. Besonders die von Stefan Hussong selbst bearbeitete Tanguedia III von Piazzolla für Akkordeon
und Klavier wird zum atemberaubenden Höhepunkt. Zwei Tasteninstrumente prallen hier aufeinander, rhythmisch, laut, aggressiv. Der gebürtige Saarländer und Echopreisträger von 1999 knallt und peitscht sein Akkordeon, liefert sich mit der brasilianischen Pianistin einen hartnäckigen Kampf. Anders die Stimmung bei Piazzollas Milonga sin palavras für selbiges Duo: Lange, schwermütige Linien bringen Hussong und Taliberti zum Ausdruck, um den Violentango wieder mit rasanten Tanzrhythmen zu versehen. Einen Vorgeschmack auf die Werke Piazzollas, der laut Cellist vor 40 Jahren „in Argentinien verpönt“ war, gibt die einleitende, ursprünglich für Orgel verfasste Trio Sonata BWV 529 von Bach. So lässt sich die Tangotristesse ein wenig beim Largo erahnen, wo der Akkordeonist sich melancholisch einklinkt; das Klavier ist hier das aufhellende Element.
Auch Cellist und Akkordeonist bilden ein Duo – bei den Canzonen von Frescobaldi. Dominant wirkt das Handzuginstrument bei diesen Stücken, umso kräftiger packt der aus São Paulo stammende Cellist zu. Noch expressiver wird er bei der Cellosonate d-Moll von Debussy, die wie ein Auf und Ab der Gefühle wirkt, mal gestrichen und gezupft. Virtuos der brillant rauschende Klavierpart. Trotz der feurigen Tempi und wilden Rhythmen: Die hohe Präzision des Trios ist bemerkenswert.
Autor: Anita Molnar