imaginary landscapes – klassik heute

imaginary landscapes – klassik heute

Stefan Hussong plays works by Lindberg, Mendoza, Smolka, Lee, Kim and Eagle

Zugegeben, leichte Kost ist diese CD nicht. Stefan Hussong hat sechs Werke zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten eingespielt, die das Akkordeon als zeitgenössisches Instrument vorstellen. Das ist nichts zum nebenbei hören, hochspannend ist es gleichwohl. Denn die Werke sind ebenso wie die musikalischen Ansätze der Komponisten so unterschiedlich wie reizvoll. Zusammen mit der Perkussionistin Rumi Ogawa und Yumiko Meguri, Klavier, gelingt es Hussong jedenfalls, die faszinierenden Möglichkeiten des Akkordeons für die zeitgenössische Musik vorzustellen. Etwa mit Metal Work von Magnus Lindberg. Hier verschmelzen die Instrumente je nach Lage, Registrierung und Spieltechnik mitunter. Das Akkordeon spielt mit perkussiven Elementen, das Schlagwerk mit melodischen. Oder Découpé von Elene Mendoza. Hier werden musikalische Versatzstücke neu aneinandergesetzt. Das Ergebnis ist ein buntes Kaleidoskop, das vermeintlich Bekanntes ständig in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Faszinierende Klangwelten

Auch die anderen Werke von Martin Smolka, Hope Lee, Heera Kim und David Eagle loten die musikalischen Möglichkeiten des Akkordeons auf faszinierende Weise aus. Allen gemein ist eine kompositorische Stringenz, die sie deutlich über das musikalische Mittelmaß hinaus hervorhebt. Das nicht zuletzt an der exorbitanten Spieltechnik Hussongs, der sich den enormen technischen wie musikalischen Herausforderungen dieser Werke souverän stellt. So hält etwa Eagles mit Vierteltönen experimentierendes Werk Refracted Tones faszinierende Klangwelten und eröffnet neue Hörräume. Die „Imaginary Landscapes“ – so der Titel dieser CD – lassen jedenfalls viel Spielraum zur Interpretation, den Hussong weidlich ausnutzt. Die Auseinandersetzung mit dieser spannenden Musik lohnt allemal, zumal wenn sie so überragend wie hier dargeboten wird.

Guido Krawinkel in klassik-heute [29.10.2020]